Schreiben Sie über etwas, womit Sie vertraut sind. Wenn Sie nicht viel über ein bestimmtes Thema wissen, das für Ihre Leser von Interesse ist, laden Sie einen Experten ein, darüber zu schreiben.

frei nach John Donne (1572 bis 1631)
Übersetzt lautet es wie folgt: "Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. Wenn eine Scholle ins Meer gespült wird, wird Europa weniger, genauso als wenn’s eine Landzunge wäre, oder ein Landgut deines Freundes oder dein eigenes. Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn ich bin Teil der Menschheit; und darum verlange nie zu wissen, wem die Stunde schlägt; sie schlägt dir selbst." [Wikipedia] "Das ganze soll wohl bedeuten, dass man auf Grund der Verflechtung von Lebensbereichen nicht umhin kann, selbst darunter zu leiden, wenn jemand anderem etwas zustößt oder selbst ein wenig zu sterben, wenn jemand anders stirbt." [Gefunden im Internet unter
https://www.awb1.ch/ = Alternatives Wörterbuch]
I. Ganz weggehen, raus aus dem Leben ohne Abschied
Manche fürchten Armut, Abhängigkeit, Schmerzen oder Demenz mehr als den schnellen Tod. Sie gehen einfach weil sie wollen oder müssen. Obwohl keiner von Geburt an auf eigenen Beinen stand, ist der Erwachsene nun mal in der Lage zu entscheiden, ob und wann er sich verweigert. Nebenher: Es ist die Kraft des Faktischen. Fast niemand mit Verstand braucht ernsthafte Hilfe beim selbstbestimmten Sterben.
II. Kontrollversessen
Die Anzahl der Leute, die genau abwägen wollen, wie sie das Altern bis zum Todestag gestalten könnten und was die moderne Medizin beitragen kann, respektive immer positiv beitragen wird [Anmerkung: Stichwort "Zwei-Klassen-Medizin", Wikipedia], ist weitaus größer. Da Ärzte verpflichtet sind, Diagnosen herauszugeben, ist die Wahrscheinlichkeit höher denn je, dass man überhaupt eine Zeit für den Abschied findet.
[weitere Anmerkung, zitiert aus Wikipedia: Palliativmedizin … “umfasst lindernde Behandlungen unheilbar Schwer(st)kranker (z.B. in der Onkologie). Nach den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ist Palliativmedizin beschränkt auf die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten (voranschreitenden), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt. Primäre Zielsetzung ist die Lebensqualitätserhaltung bzw. -steigerung im finalen Krankheitsstadium.]
Menschen bestimmen wann wer zuständig sein soll. Sie testamentieren, bevollmächtigen, planen ihr eigenes Begräbnis usw.
Mitunter verlangen sie für ihr Ende die Perspektive auf assistierten Suizid.
Meine Gedanken dazu
Sie reden dann häufig von Sterben-in-Würde. Das bedeutet jedoch, dass zwar feinfühlige, jedoch zielgerichtet zu Vollstreckern ausgebildete Menschen Hand anlegen sollen. Diese besorgen Gift, geben es ab oder verabreichen in Zukunft eventuell sogar selbst. Die ganzen Giftmagen müssen irgendwo vorgehalten und bewacht werden. Ein Gesetz muss folglich einen Rahmen geben.
Wie soll das aussehen?
Sterben ist so vielfältig wie das Leben. Der organisierte Tod setzt voraus, dass jemand aus Fleisch und Blut die letzte Verantwortung trägt. Er muss seinen Verstand dafür verwenden zu töten. Nachher muss (teuer) festgestellt werden, dass alles nach Recht und Gesetz ablief. Raffsüchtige, Kriminelle, Abartige müssen jedenfalls wegbleiben - wie denn? Tote wehren sich eher selten.
III. Von fast allen guten Geistern verlassen
Eine freundliche sehr alte Dame im Pflegeheim hat Geburtstag. Sie ist dement und so gehört nicht viel dazu, um ihr zu diesem besonderen Anlass eine große Freude zu machen. Eine Kerze brennt, frische Blumen stehen auf dem Tisch und ein niedliches Stofftier wird ihr in den Arm gedrückt. Ihre Augen strahlen, sie bedankt sich herzlich. In dem Moment ist sie sehr glücklich. Doch irgendjemand, irgendwas hat sie vergessen. Das Pflegepersonal macht zwar einen wirklich guten Job. Nur Einsamkeit im Alter ist ein stiller Totmacher und Rezepte dagegen? - Großes Fragezeichen -
Manchmal scheint richtig viel Geld auf Zeit, in einer Durststrecke, hilfreich zu sein. Dienste kann man kaufen, das Gesundheitssystem lässt sich schmieren. Ob es viele reiche Einsame gibt, ist sicherlich nicht das Thema hier. Ich denke mir aber, dass auch da Raffsüchtige, Scharlatane, Abartige oder total gleichgültige Menschen magisch angezogen werden.
IV. Staatsziel
In der Hitlerzeit war der Kampf gegen Tuberkulose anfangs Chefsache. Es wurden Sanatorien auf dem Land eingerichtet und das wurde gefeiert, denn die Versorgung war super. Beinahe jedem Todkranken bot sie gute Chancen auf Rückkehr und Genesung. Man musste sich nur frühzeitig offenbaren und sich fremden Händen anvertrauen.
Mit der Zeit kam der Krieg vorbei, mit Hunger, Armut, Verwahrlosung, Trostlosigkeit. Die Tuberkulose war rasend schnell zurück. Und in den abgelegenen Heilstätten verhungerten methodisch die notorischen Pechvögel.
Zusatzbemerkung: Heute ist in Mitteleuropa TBC kein richtig großes Thema. Es gibt aber Infektionen mit resistenten Keimen, die sehr viel aufwändiger und länger und damit auch deutlich teurer zu kurieren sind. Was würde ich selbst wohl machen, wenn es mir zum Beispiel nach zähem Kampf deutlich besser ginge, ich aber über Nacht mal eben auf Dauer blind geworden wäre?
Welch ein hoher Preis für tolle Fortschritte in der Medizin! Das kann eben auch zur Schinderei werden.
V. Die Plätscherer: "Es gibt viel zu tun. Lassen wir es liegen."
Unserer Natur nach sind wir nur dazu ausgestattet, auf mehr oder minder bekannte Situationen schnell und auch spielerisch-elegant zu reagieren. Was außerhalb der Vorstellungskraft der Allgemeinheit liegt, das wird immer auch beiseite geschoben, geschönt oder verdreht bis es passt. Neugier hat enge Grenzen und wir bewegen uns gerne in ausgelatschten Mustern. Die Corona-Epidemie zum Beispiel hat das wieder eindrucksvoll bewiesen.
Was bewegt uns dazu, auch die wahrscheinliche Einsamkeit oder nahende ungemütliche bis gefährliche Krankheiten aus dem Blick zu verbannen? Schließlich können wir Altenheime von innen erforschen; es ist nicht verboten, übend mit ganz offensichtlich dementen Personen zu reden und keinen dürfte es wundern, dass die meisten Haustiere früher als Herrchen oder Frauchen die Kurve kratzen. - Nein, witzig ist das ganz sicher nicht. Die Angst sitzt uns im Nacken. Wir kriegen zu spüren, dass wir nicht gerade beliebter werden, wenn wir jammern oder hartnäckig nachdenken. Zündende Ideen sind Mangelware. Der Verdacht beschleicht uns, dass wir weit über unsere Verhältnisse leben. Nur will niemand richtig aus der Rolle fallen (siehe oben, die ausgelatschten Muster.)
VI. Wo befinde ich mich denn zwischen Ehe, den Partnern, den Geschwistern und meinem Kind
Was macht das Alter mit mir. Wie sollte ich Worte dazu finden? - Gibt's einfach nicht. - Ich kann mich ja nicht ernsthaft selbst bespiegeln.
Aber die Position und die Nähe der Familie zu mir kann ich benennen.
- Mein Mann ist mir wie eine Ergänzung zu mir selbst. Wir ähneln uns einfach, und so ist er auch die "Baustelle" überhaupt. Wir stehen in stetiger Auseinandersetzung, teils auch im Kampf, weil er manchmal ganz schön runterzieht.
- An Nüchternheit und Konsequenz ist Rainer für mich unerreicht. Sein scharfer Intellekt erdet mich immer wieder. Woher sich seine Kraft speist - die so viele Widerstände geschluckt hat - ist mir immer ein Rätsel gewesen. Religiös erscheint er mir jedenfalls nicht. Wenn er es wäre, würde es mich nur mehr verwirren und auch stark abstoßen.
- Manfred ist durchgeknallt.
Er kontrolliert seine Verfassung meist ziemlich gut. Nur sein protziges Nazitum, die notorische Besserwisserei, vermengt mit absolut allem was die Querdenker-Szene zu bieten hat, raubt mir oft förmlich den Atem. Was bringt mich dazu, mir fortlaufend jene Sorgen über ihn zu machen, die er selbst ablehnt? Er wird irgendwann mal tot umfallen, sagt er. Abschied juckt ihn nicht.
Vor Jahrzehnten hat er mich sehr glücklich gemacht. Ich kann nicht aus meiner Haut. Es hat zu lange gedauert.
- Julia könnte so viele Zeilen haben. 40 Jahre Mutter und die Hälfte der Gene vom Vater....
Trotzdem muss hier ein geliebtes Zitat herhalten. [„Kinder - Du kannst ihnen deine Liebe geben aber nicht deine Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken." Khalil Gibran]
[Gefunden im Internet unter https://gutezitate.com/autor/khalil-gibran]
- Geschwister, Schwestern: Auf der einen Seite sind und bleiben wir die Mädchen, deren Geschichte verwoben wurde ohne dass wir uns voneinander hätten absetzen können. Alle waren vor mir auf der Welt. Ich kann fast keine eigenen Gedanken darüber erzeugen. Aber die Kluft, entstanden über der Demenz unseres Vaters, ist nun mal da und lässt sich nicht beschönigen. Ich hatte schon alles abgeschlossen und mich eingekriegt. Davon, dass wir einander wieder brauchen, bin ich nur halb begeistert. Aber immerhin.
- Geschwister, Reiner
Auch und gerade er gehört zu diesem Abriss.
Einschub: Die sich abzeichnende Demenz meines einzigen Bruders.
Als unser Vater vor Jahren dement wurde, war ich lange die einzige, die es hat kommen sehen und die gleich mit der Brechstange durchsetzen wollte dass seine Versorgung - fachärztlich überwacht - in Profi-Hände gelangte. Er ist noch sehr alt geworden, ich wollte damals einfach beste Lebensqualität für ihn. Ohne jegliche Hintergedanken wollte ich das. Damit zog ich den Zorn meiner (alten) Familie auf mich. Man verhörte mich, man verbannte mich. Ich sollte mich entschuldigen, weil ich Unruhestifterin war und Majestätsbeleidigung in mehrfacher Form begangen hatte.
Jetzt schmerzt es, dass ich wegen der alten Geschichte nicht einfach an meine Schwägerin Francine still und leise herantreten kann und ihr von meinen Beobachtungen erzählen kann. Ich bin kein Arzt und ich setze mich nicht wieder in die Nesseln. - Und was weiß sie, sieht sie? Sie ist mit meinen Schwestern seit so vielen Jahren eng vertraut. Ich gehörte zu dem Kreis nie dazu.
Hab ich trotzdem, aufgrund meines Berufs, doch wieder eine gewisse
Pflicht
zum Handeln? Wenn nur offiziell belegt wäre, dass Reiner Parkinson wie sein Vater hat, dass er zum Beispiel deshalb so schrecklich zittert. Wäre ihm überhaupt zu helfen und könnte man zusätzlich die Demenz positiv beeinflussen? Er wird jetzt achtzig. - Und weiter gedacht, wäre es durch ihn geduldet, dass seine Schwestern ins Boot geholt werden, damit gemeinsam vertraute Personen seinen vermutlich noch langen Weg begleiten?
Was würde wohl unsere Mutter zu mir sagen, wenn sie noch lebte. Oder gar unser Vater, der aus seinem Sozialdarwinismus nie einen Hehl gemacht hat.
Mein Bruder beschäftigt sich sehr wohl selbst mit dem Themenkreis ..... Demenz, Organtransplantation, Medizintechnik, Wie-Sterben.... Er fordert vehement die gesetzliche Regelung auch bei uns für den assistierten Suizid ein, schimpft dabei wie ein Rohrspatz über die Kirche. Und er berichtete ausführlich von einer gelungenen OP am offenen Gehirn [Fernsehbericht] wegen Epilepsie. Er war ganz begeistert davon, wie weit die moderne Forschung da gediehen ist. Das schürt anscheinend seine Hoffnungen auf große Fortschritte, auf den Durchbruch in der Behandlung von Gehirnstörungen.
Auch von der Tatort-Episode ["Flash" vom 19. Juni 2022] mit den kopfkranken Akteuren hat er mit glänzenden Augen erzählt. [Zusatzbemerkung: Dass z.B. in Holland seit Jahren schon Projekte laufen, in denen alte geistig verwirrte Menschen in thematisch vertrauten Szenarien der Wohnumgebung gemeinsam leben können, ist anscheinend kaum bekannt.]
Dieser Krimi jedoch hat kalten Kaffee aufgewärmt und auf dem Plot eine verschwurbelte Story abgedreht. Was mag da meinem ahnungslosen Bruder bloß durch den Kopf gegangen sein.
Man kann in der Pflege keine beliebigen dementen Menschen mal eben zusammenstellen und in einer speziell ausgestatteten Klinik zwischen Pappwänden in eine wie auch immer begründete(?!?) Kurzzeittherapie pressen. Das wäre ein sehr grundlegendes Missverständnis. Die Leute sind gerade so, und gleich ticken sie völlig anders. Um ihre Signale, ihre Bedürfnisse - zumindest zeitweilig - einigermaßen verstehen zu können, muss man erfahren und/oder gut dafür ausgebildet sein, je nach Anspruch, häuslicher Situation und Geldbeutel. Das Wissen rund um die Demenz ist der zentrale Punkt. - Und viel viel Zeit miteinander und unendliche Geduld der Pflegenden gehören als Grundlage immer dazu.
Ich habe mit Bernd über die Hoffnungen auf den Durchbruch in der Behandlung oder Heilung von Symptomen der Demenzerkrankungen diskutiert. Sein Urteil ist niederschmetternd. Die unzähligen Regelkreise im Gehirn - und die vielleicht gestörten im alten Gehirn - sind so komplex. Es gibt die Blut-Hirnschranke, es sind Vorerkrankungen da. Die immensen Wissenslücken oder die vermuteten Wechselwirkungen bei Behandlungsansätzen sind niemals ausreichend aufzudröseln. Und davon ab: die Einordnung der vielen verschiedenen Erscheinungsformen von den Krankheiten, Fragen der Finanzierung, Lücken beim Personal usw. das sind enorme Herausforderungen. [Zusatzbemerkung: Man denke mal an die "Prionen" bei BSE oder an die Contergan-Katastrophe.]
Einen kurzen Einblick gab es für mich, als ich per Wikipedia
versuchte, etwas über Parkinson und das Zittern zu lernen. Obwohl die Krankheit schon in der Antike beschrieben wurde - es gibt so viele verschiedene Ansätze, Studien dazu, Vermutungen, Therapien, Medikamente, beteiligte Fachbereiche. Das Ende der Fahnenstange ist für uns Laien ganz schnell erreicht, für Ärzte und Forscher etwas später.
Jedenfalls ist Reiner auf der falschen Fährte.
Und ab jetzt ist alles verdreht. Was ist ihm denn an Erinnerung an all meine Rollen geblieben. Er hatte immer seine ganz eigene Sicht auf mich, aus großer Distanz. Womit könnte, wollte ich ihm überhaupt helfen. Die fortschreitende Demenz spült irgendwann sogar alles weg. Es graust mich, weil er mein Bruder ist. Er löst sich von der realen Welt. Es ist ein Abschied an den ich mich kaum je gewöhnen werde.
Dachte ich mal, dass ich vorerst genug Lektionen mit Demenz bekommen hätte?
© Christel Hopf, im Juli 2022
Sprechen Sie Ihre Zielgruppe an
Sie kennen Ihre Zielgruppe besser als irgendjemand sonst, also denken Sie beim Verfassen Ihrer Blog-Beiträge an ihre Vorlieben und Interessen. Schreiben Sie über Dinge, die ihr wichtig sind. Wenn Sie eine Facebook-Seite für Ihr Unternehmen haben, können Sie hier nach Themen suchen, über die Sie schreiben könnten
Nehmen Sie sich etwas Zeit, um Ihren Beitrag zu planen
Sobald Sie eine großartige Idee für einen Beitrag haben, schreiben Sie den ersten Entwurf. Manche fangen gerne mit dem Titel an und arbeiten dann an den Absätzen. Andere bevorzugen es, zunächst eine Struktur mithilfe von Unterüberschriften zu erstellen. Wählen Sie die Methode, die für Sie funktioniert.
Denken Sie daran, Bilder hinzuzufügen
Vergessen Sie nicht, ein paar hochwertige Bilder in Ihren Blog aufzunehmen. Bilder lockern den Text auf und machen ihn lesbarer. Sie können außerdem Emotionen oder Ideen vermitteln, die schwer in Worte zu fassen sind.
Lektorieren Sie Ihren Text sorgfältig, bevor Sie ihn veröffentlichen
Wenn Sie mit dem Text zufrieden sind, legen Sie ihn einen oder zwei Tage lang zur Seite und lesen Sie ihn dann erneut. Sie werden wahrscheinlich ein paar Dinge finden, die Sie hinzufügen möchten, und noch ein paar mehr, die Sie lieber entfernen. Lassen Sie Ihren Text von einem Freund oder Kollegen lesen, um sicherzugehen, dass er keine Fehler enthält. Wenn Ihr Beitrag fehlerfrei ist, fügen Sie ihn zu Ihrem Blog hinzu und veröffentlichen Sie ihn.

